Was können Sie tun, wenn der abgerechnete Energieverbrauch zu hoch erscheint?

Weist eine Erdgas- oder Stromabrechnung einen erhöhten Verbrauch aus, wird häufig vermutet, dass ein defekter Zähler die Ursache hierfür ist. In den meisten Fällen arbeiten die Zähler jedoch korrekt. Daher sollten zunächst andere Gründe für erheblich gestiegene Energieverbräuche ausgeschlossen werden, wie zum Beispiel Zählerstände in den Abrechnungen, die nicht dem abgelesenen oder tatsächlichen Verbrauch entsprechen, in andere Abrechnungszeiträume verschobene Verbrauchsmengen, defekte Haushaltsgeräte oder fehlerhafte Elektroinstallationen. Wenn auf diese Weise keine plausible Erklärung für den erhöhten Verbrauch gefunden werden kann, sollte der Erdgas- oder Stromzähler überprüft werden.

Abrechnungen prüfen

In den Verbrauchsabrechnungen sind die der Abrechnung zugrunde liegenden Zählerstände der Erdgas- oder Stromzähler, die insgesamt abgerechneten Verbrauchsmengen und die vertraglich vereinbarten Energiepreise aufgeführt. Auch die durch den Kunden geleisteten Zahlungen werden berücksichtigt. Verbraucher sollten Verbrauchsabrechnungen stets sorgfältig lesen und prüfen. Insbesondere dann, wenn die abgerechneten Energiekosten zu hoch erscheinen, empfiehlt es sich zunächst die in der Abrechnung aufgeführten Zählerstände mit den abgelesenen oder an den Energieversorger gemeldeten Zählerständen zu vergleichen. Wenn zum Beispiel ein Energieversorger mehrere Jahre lang Zählerstände nur geschätzt hat und diese Schätzungen niedriger waren als der tatsächlich angefallene Verbrauch, können sich noch nicht abgerechnete Verbrauchsmengen in einen späteren Abrechnungszeitraum verschieben. Ob der Zählerstand vom Energieversorgungsunternehmen geschätzt oder abgelesen wurde, können Verbraucher der Abrechnung entnehmen. Auch der Vergleich mit vergangenen Abrechnungen kann Licht ins Dunkel bringen. Wurde der Verbrauch geschätzt, empfiehlt es sich, direkt das Versorgungsunternehmen zu kontaktieren und gegebenenfalls zwischenzeitlich selbst abgelesene Zählerstände zu übermitteln. 

Installation und Geräte kontrollieren

Weiterhin können folgende Ursachen einen Anstieg des Stromverbrauchs bewirken:

  • Fehlerhafte Elektroinstallationen: Bei der Verlegung von Elektroleitungen können beispielsweise Leitungen von Nachbarn vertauscht werden. In seltenen Fällen sind auch ungenutzte Stromkabel, sogenannte Blindleitungen, für einen erhöhten Stromverbrauch verantwortlich. Private Verbraucher, die fehlerhafte Elektroinstallationen vermuten, sollten einen Elektriker zurate ziehen. Stellt sich heraus, dass ein falscher Zähler abgerechnet wurde, sollte der Energieversorger umgehend informiert werden.
  • Ältere Elektrogeräte: Kühlschränke, Fernseher, Waschmaschinen und weitere Geräte älteren Datums verbrauchen oftmals sehr viel mehr Strom als neue Geräte. Eine Neuanschaffung kann unter Umständen sinnvoll sein.
  • Vereiste Kühl- und Gefrierschränke: Die Eisschichten an den Wänden erschweren die Kühlung. Um die gewünschte Temperatur im Inneren halten zu können, muss das Gerät mehr Leistung bringen – das steigert den Stromverbrauch. Deswegen sollte das Gerät abgetaut werden.
  • Defekte Haushalts- oder Elektrogeräte: Oftmals führen kleinere Fehler innerhalb von Geräten (z. B. in der Steuerung) zu einem erhöhten Stromverbrauch. Die Funktionalität des Geräts ist allerdings in vielen Fällen nicht eingeschränkt, das heißt der Verbraucher bemerkt den Defekt nicht sofort. Eine regelmäßige Wartung und Kontrolle aller Haushalts- und Elektrogeräte hilft, unentdeckte Mängel zu vermeiden.
  • Verkalkte Boiler: Wie bei vereisten Kühl- und Gefrierschränken behindern Kalkablagerungen auf den Heizstäben eine effiziente Erwärmung des Wassers. So benötigt der Boiler deutlich mehr Energie. Verbraucher sollten daher auf eine regelmäßige Wartung des Boilers achten.

Zähler überprüfen

Erdgas- und Stromzähler dürfen nur durch Fachpersonal geprüft werden. Bei Stromzählern können Verbraucher aber selbst Indizien für Zählerdefekte finden.

Um zu überprüfen, ob der Stromzähler richtig misst, können Verbraucher folgenden Test durchführen:

  1. Schalten Sie alle Elektrogeräte in Ihrem Haushalt aus. Am einfachsten ist es, sämtliche Sicherungen herauszunehmen und Ihren Zähler zu kontrollieren.
  2. Läuft der Stromzähler weiter, ist er höchstwahrscheinlich defekt.
  3. Steht die Zählscheibe hingegen still, können Sie mit einem Energiekostenmessgerät auch den Verbrauch einzelner Geräte prüfen und dokumentieren.
  4. Schließen Sie das Gerät an und messen Sie den Verbrauch (z. B. das Erhitzen von Wasser in einem Wasserkocher).
  5. Führen Sie nun die gleiche Handlung ohne Messgerät nochmals durch. Messen Sie vor und nach dem Erhitzen des Wassers den Zählerstand und vergleichen Sie die Differenz der beiden Werte mit den Daten des Energiekostenmessgeräts. Ein deutlicher Unterschied zwischen den Messergebnissen von Stromzähler und Messgerät kann Hinweis auf einen defekten Stromzähler sein, ist jedoch nie ein abschließender Beweis. 

Sollten Verbraucher der Auffassung sein, dass der Erdgas- oder Stromzähler defekt ist, haben sie das Recht eine Befundprüfung des Messgerätes zu verlangen. Hierzu sollten sie sich an den zuständigen Messstellen- bzw. Netzbetreiber oder ihren Energieversorger wenden. Eine Befundprüfung kann Aufschluss über einen möglichen Defekt des Zählers geben. Die Kosten der Überprüfung sind in der Regel vorab vom Kunden zu bezahlen. In bestimmten Umständen - z.B. wenn der Zähler tatsächlich defekt ist - werden sie jedoch vom Unternehmen erstattet.